F.A.Q. - frequently asked questions


Bei vielen Menschen lösen Exerzitien vor allem eines aus: Viele Fragen.
Hier versuchen wir, einige Fragen zu beantworten.
Was bedeutet eigentlich „Exerzitien“?
Das Wort „Exerzitien“ kommt vom lateinischen Wort „ex-ercere“ und bedeutet so viel wie „üben, einüben, trainieren, sich mit etwas intensiv beschäftigen“.
Prägend für den Wortgebrauch und ein echter Klassiker in der Praxis sind die Ignatianischen Exerzitien des Ignatius von Loyola (1491-1556), dem Ordensgründer der Jesuiten.
Er selbst hat Exerzitien in einem benediktinischen Kloster erlebt und hat aus dieser Erfahrung heraus seine eigenen Exerzitien entwickelt und in einem Buch „Geistliche Übungen“ festgehalten. Damit wollte er seine eigenen Erlebnisse anderen zugänglich zu machen und seine Freunde einladen, mit ihm die gleichen Erfahrungen zu machen. In seinem Exerzitienheft beginnen die „Übungen“ zunächst mit alltäglichen, körperlichen Tätigkeiten wie „umhergehen, wandern und laufen“ und münden dann in den „geistlichen Übungen“. Bei den geistlichen Übungen geht es dann darum „das Gewissen zu erforschen, sich zu besinnen, zu betrachten, zu beten und um andere geistliche Betätigungen.
Gibt es kein einfacheres Wort für „Exerzitien“?
Jein.
Es gibt es eigentlich kein richtiges anderes Wort, dass die Aspekte von Exerzitien so umfassend beschreibt. Aber es gibt natürlich Überschneidungen mit modernen Methoden, Trainings und Bewegungen, die ähnliches wollen. Denn gerade in unserer heutigen, geschäftigen Welt haben verschiedene Strömungen unterschiedliche Ideen entwickelt, die sich damit beschäftigen, das Leben im Gleichgewicht zu halten und Geist, Seele und Körper in Einklang zu bringen - und es immer wieder zu kallibrieren. Begriffe, die man dazu benutzt sind zum Beispiel „Persönlichkeitsentfaltung“ oder „Selbstfindung“ oder – je nachdem - auch „Coaching“. Diese neue starke Fokussierung einer Arbeit auf persönlicher Ebene beschreibt das Time Magazin mit dem Begriff Mindful Revolution.
Bei Exerzitien gehört jedoch immer der Aspekt der Anbindung an das Mehr – an Gott – dazu.
Also könnte man sagen, dass Ignatius ein früher Ursprung und eine Quelle einer solchen, modernen mindful revolution ist.
Wozu sind Exerzitien gut?
Exerzitien sind bewusste Zeiten und Räume, um der inneren Sehnsucht wieder mehr auf die Spur zu kommen – um das eigene Leben neu und unter einer anderen Perspektive zu betrachten, zu ordnen oder auszurichten.
Als Intensivzeiten sind sie dazu da, sich selbst wieder mehr in Verbindung zu bringen:
mit sich selbst, mit der eigenen Umwelt und mit dem Mehr in sich, dass viele Gott nennen.
In Exerzitien können Weichen neu gestellt werden oder bestehendes bestätigt werden.
Es kann auch etwas ganz Neues entstehen.
Was gehört unbedingt zu Exerzitien dazu?
Wesentliche Elemente von Exerzitien sind Gebetszeiten, Zeiten der Stille, geistliche Impulse, Gespräche mit einer Exerzitienbegleitung und meist irgendeine Form von körperlicher oder künstlerischer Betätigung.
Weitere oder konkretere Elemente können zum Beispiel sein: Fasten, Meditation, Körperarbeit, Lectio Divina, komplettes Schweigen oder andere unterstützende Übungen. Diese Elemente können je nach Exerzitienform ganz unterschiedliche Ausprägungen haben.
Wo finden Exerzitien statt?
Exerzitien finden oft in Klöstern, in einem Exerzitienhaus, einem christlichem Ashram oder in speziellen Bildungs- oder Tagungshäusern statt. Aber es gibt auch Formen, die mitten im Alltag stattfinden: bei uns zu Haus, auf der Straße, auf der Arbeit, im Internet oder auf einem Surfbrett.
Welche Voraussetzungen muss ich mitbringen?
Exerzitien sind nicht nur etwas für Profis. Exerzitien heißt „üben“ – sie sind eine Bewegung, ein Weg, ein Tun.
Man muss erstmal nichts „können“, kein Spezialist sein – Man muss vor allem nur eins: sich drauf einlassen wollen. Dabei wird man von einem Profi unterstützt. Sicher kann es bei der ein oder anderen Form von Exerzitien gewisse Voraussetzungen geben oder es können Vorerfahrungen nützlich sein. Das erfährt man aber in den jeweiligen Ausschreibungen oder im Gespräch mit den Leiter*innen oder Veranstalter*innen.
Wie finde ich den passenden Kurs?
Im Bistum Limburg am besten auf dieser Seite. Bei Unsicherheiten und Fragen sind wir gerne für Sie da. Sprechen Sie uns gerne an.
Es gibt aber auch deutschlandweit verschiedenste Angebote, die sich gut im Internet finden lassen.
In jedem der katholischen Bistümer kann man sich über Angebote in seiner Nähe informieren. Hilfe schafft auch die Homepage der Arbeitsgemeinschaft Deutscher Diözesan-Exerzitien-Sekretariate (ADDES) oder der Deutschen Ordensobernkonferenz einen guten Überblick.
Sind Exerzitien teuer?
Das kommt natürlich drauf an. Oft sind Exerzitien mit Übernachtungs- und Verpflegungskosten verbunden. Die Kurse selbst sind oft so angeboten, dass sich möglichst viele es leisten können. Zur Not sollte man auf jeden Fall immer die jeweiligen Veranstalter*innen ansprechen. Meist findet sich eine Lösung.
Für Mitarbeitende der Kirche gibt es oft Sonderzeiten, die in Anspruch genommen werden können und auch finanzielle Unterstützung. Sprechen Sie da mit Ihren Arbeitgebern.
Muss ich katholisch sein?
Nein. Exerzitien sind erstmal Angebote, die nichts mit Konfession zu tun haben.
Aus verschiedenen Gründen haben sich Exerzitien vor allem in der katholischen Tradition gehalten. Aber auch in den evangelischen Kirchen gibt es Exerzitien oder sogenannte „Rüstzeiten“. Da Exerzitienformen sehr individuell sind, hilft zur Not eine Nachfrage bei den konkreten Abieter*innen, ob das jeweilige Angebot vielleicht Elemente enthält, die man nicht mitmachen möchte oder die nicht zur eigenen Spiritualität passen.
Sind Exerzitien gefährlich?
Natürlich nicht. Aber je nach Exerzitien-Form können sie sehr intensiv sein und aufwühlende innere und äussere Prozesse auslösen. Exerzitien sind immer auch eine Spurensuche. Und Spurensuche kann schon immer auch ein bisschen aufregend sein. Eine gute Begleitung durch geschulte Exerzitien-Leiter*innen ist hier wichtig.
Sind Exerzitien nur was für den Kopf?
Nein, Exerzitien sind ein ganzheitliches Geschehen und binden den Menschen als Ganzes ein – mit Leib und Seele, mit Hirn und Herz. Je nach Exerzitienform werden unterschiedle Bereiche im Menschen unterschiedlich intensiv angesprochen und für den Prozess „in Anspruch genommen“. Eine Art von Körperlichkeit oder künstlerischer Betätigung gehört aber eigentlich immer dazu.
Welche Exerzitienformen gibt es eigentlich?
Neben den eher klassischen Formen von Exerzitien gibt es auch ganz neue und ganz unterschiedliche Ausprägungen und Angebote.
Hier eine sicherlich unvollständige Liste von Möglichkeiten und Exerzitienformen
- Ignatianische Exerzitien
- Kontemplative Exerzitien
- Film-Exerzitien
- Surf & Soul
- Straßenexerzitien
- Online-Exerzitien
- Wanderexerzitien
- Exerzitien im Alltag
- Einzelexerzitien
- Einzelexerzitien mit Gemeinschaftselementen
- Einführungskurse / Kurzexerzitien
- Fotoexerzitien
- Filmexerzitien
- Wanderexerzitien
- Familienexerzitien